Sicheres und gewaltfreies Leben für alle Frauen gefordert

01. Dezember 2017

Diskussionsveranstaltung zum Thema Gewalt gegen Frauen in Cadolzburg stößt auf viel Interesse

Cadolzburg - Laut einer Studie der Universität Erlangen/Nürnberg aus dem Jahr 2016 hat bereits jede vierte Frau (ab 16 Jahren) in Bayern körperliche und/oder sexueller Gewalt durch einen aktuellen oder früheren Partner erfahren. Die SPD-Kreistagsfraktion hatte dies zum Anlass genommen und zu einem öffentlichen Diskussionsabend zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ nach Cadolzburg eingeladen. Als Podiumsteilnehmer konnte der Fraktionsvorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, der Zirndorfer Frank Bauer, neben dem örtlichen Landtagsabgeordneten Harry Scheuenstuhl (SPD) auch die Vorstandschaft des Trägervereins „Frauenhaus Fürth – Hilfe für Frauen in Not“ e.V., Eva Göttlein, Susanne Colonna, Tanja Thaler und Kathrin Auernheimer als Diskussionsteilnehmer begrüßen.

Die Vorsitzende Göttlein berichtete in ihren Ausführungen über die teils prekäre Belegungssituation des Fürther Frauenhauses. „Aus Platzmangel mussten wir im vergangenen Jahr insgesamt 143 Frauen, die um Aufnahme gebeten haben, abweisen. In diesem Jahr sind es bis jetzt sogar 178 Frauen aus allen Bevölkerungsschichten und Altersgruppen.“, informierte Göttlein die anwesenden Gäste. Das Frauenhaus in Fürth hat insgesamt fünf Frauenplätze, einen Notplatz und sieben Kinderplätze. Jeder Bewohnerin und ihren Kindern stehen jeweils 10 bis 12 Quadratmeter private Wohnfläche zur Verfügung. Die Einrichtung verfügt über zwei Bäder, eine Küche, eine kleine Teeküche, einen Gemeinschaftsraum, ein Kinderspielzimmer sowie einen Garten mit Terrasse. Mit Spendenmitteln wurden in den Jahren 2015 und 2016 die Innenräume komplett renoviert, die Außenfläche erhielt eine kindgerechte Neuausstattung. Insgesamt sind im Frauenhaus vier hauptamtliche Kräfte beschäftigt, die sich mit viel Hingabe um die Frauen und Kinder in Not kümmern. Daneben arbeiten aktuell 15 ehrenamtliche Kräfte in unterschiedlichsten Bereichen der Einrichtung. Die hohe Zahl an Abweisungen resultiert, so waren sich alle Podiumsteilnehmer einig, aus dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum und den wenigen zur Verfügung stehenden Plätzen in den Frauenhäusern. „Ein Anbau in entsprechender Größe brächte für unsere Einrichtung die notwendige Entlastung.“, sagte Göttlein.

„Frauen in Not müssten das Gefühl haben, dass der Staat auf ihrer Seite stehe.“, erklärte MdL Harry Scheuenstuhl, der als Experte und Mitglied im Innenausschuss des Bayerischen Landtags anwesend war. In seinen Ausführungen erläuterte der Abgeordnete, dass in 40 Frauenhäusern bayernweit insgesamt nur 426 Schutzplätze für Frauen und 504 Plätze für Kinder zur Verfügung stehen. Damit steht in Bayern ein Frauenhausplatz oder externer Schutzplatz für 29.661 Bewohnerinnen und Bewohner zur Verfügung. „Eine Schande!“, meinte der Abgeordnete. Laut Auskunft des Sozialministeriums lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Frauen, die in einem Frauenhaus Zuflucht finden, in den letzten zwei Jahren bei 3,6 Monaten.

Der Staat beteiligt sich lediglich an den Personalkosten der Frauenhäuser, wobei eine staatliche Förderung ausschließlich für das Fachpersonal zur Betreuung der Frauen erfolgt. Die Finanzierung des Fachpersonals für die Kinderbetreuung obliegt allein den mitfinanzierenden Kommunen. Eine Übernahme von Dolmetscherkosten ist ebenso nicht generell geregelt. Die Höhe des staatlichen Zuschusses richtet sich nach der Anzahl der Frauenplätze im Frauenhaus. Der Grundförderbetrag in Höhe von 16.200 € wird je nach Größe des Frauenhauses mit einem Faktor zwischen 1,00 und 3,75 multipliziert. Es gibt acht Förderstufen. „Im Jahr 2016 wurden Fördermittel in Höhe von 951.750€ ausbezahlt. Die staatlichen Fördersätze für Frauenhäuser wurden innerhalb der letzten 20 Jahre lediglich einmal erhöht, um 13 Prozent zum 01.01.2009.“, kritisiert der Wilhermsdorfer SPD-Politiker Scheuenstuhl weiter. Seine Fraktion stellt immer wieder entsprechende Anträge an die Staatsregierung, die von der CSU-Mehrheit im Landtag aber stets abgelehnt werden.

Für Frank Bauer (SPD) ist die Bereitstellung von Hilfs- und Unterstützungsangeboten für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder als Teil der Daseinsvorsorge wichtige Aufgabe der Landkreise und kreisfreien Städte. „Jeder Euro, den wir heute für notwendige Schutzmaßnahmen ausgeben, ist zugleich Präventionsarbeit für die Kinder der von Gewalt betroffenen Familien“, erläuterte Bauer. Abschließend verkündete er, dass die SPD-Kreistagsfraktion den Anbau am Fürther Frauenhaus in ihrer nächsten Sitzung besprechen werde. „Die Mittel für eine Anfinanzierung der Planungskosten sollten im künftigen Landkreishaushalt zur Verfügung gestellt werden. Weitere Mittel sollten dann im Finanzplan bereitstehen.“, so Bauer und die anwesenden Fraktionsmitglieder übereinstimmend.

Weitere Informationen zu diesem Thema: http://www.stmas.bayern.de/imperia/md/content/stmas/stmasinternet/frauen/bedarfsstudiegewaltbetroffen.pdf
https://bayernspd-landtag.de/workspace/media/static/sieben-5718c3b8dee92.pdf
https://bayernspd-landtag.de/workspace/media/static/0000005649-5718c1e3bfd87.pdf

Teilen